Überleben auf dem Highway 50: Ein einsames Abenteuer quer durch NV

Heute steht ein wahrhaft aufregendes Abenteuer auf unserem Reiseplan: Wir werden den berühmten Highway 50 in Nevada durchqueren und unser heutiges Ziel ist das malerische Utah!

Der legendäre Highway 50, von der amerikanischen Illustrierten „LIFE“ in düsteren Worten beschrieben, lockte uns schon seit geraumer Zeit an. Das Magazin warnte eindringlich vor dieser Strecke und meinte: „Dort ist es absolut verlassen, es gibt keine Touristenattraktionen. Wir warnen jeden Autofahrer vor dieser Strecke, es sei denn, er verfügt über außergewöhnliche Überlebensfähigkeiten.“ 🚫

Schon vor einiger Zeit stieß ich auf diesen Satz im Internet und wusste damals schon: „Da müssen wir unbedingt hin!“ Unsere Recherchen enthüllten, dass man eine Urkunde und einen Anstecker erhält, wenn man sich in den kleinen Städten entlang des Highways einen Stempel in seine Broschüre holt, als Beweis dafür, dass man diese Überlebensmission gemeistert hat. Das fanden wir ziemlich schräg.

Lasst mich euch versichern: Wir haben es geschafft, wir haben überlebt, und wir haben unsere Urkunden nebst Pins ergattert, die uns als wahre Überlebenskünstler auszeichnen: „I survived Highway 50!“ 🏅💪

Die acht Städte, die in unserer Broschüre genannt sind, reihen sich von West nach Ost auf: Carson City, Dayton, Fernley, Fallon, Austin, Eureka, Ely und Baker.

Um uns für das bevorstehende Abenteuer zu stärken, verbrachten wir die vergangene Nacht in Fernley und konnten gleich nach dem Frühstück in die Wildnis aufbrechen. Jetzt fehlt uns nur noch unser „Official HWY 50 Survival Guide“, den wir dann in den kommenden Städten abstempeln lassen wollen.

Doch das sollte sich als weitaus schwieriger herausstellen als erwartet. Laut Internet sollten wir den Guide und unseren Stempel in der „Chamber Of Commerce“ erhalten, doch diese war geschlossen. Ein Schild an der Tür verwies uns an eine Tankstelle im Ort.

Die Mitarbeiter der Tankstelle schienen jedoch nichts davon zu wissen und schickten uns zur Stadtverwaltung, von dort wurden wir zum Pioneer Casino geschickt. Das konnte ja noch spannend werden!

Die Dame im Casino hatte scheinbar noch nie von unserem Reiseführer gehört, wollte jedoch einen Kollegen konsultieren. Dieser wusste nicht nur Bescheid, sondern überreichte uns sogar zwei der Survival Broschüren und stempelte sie für uns ab. Perfekt! Wenn das jetzt in allen noch vor uns liegenden Städten so abläuft, werden wir heute wohl nicht mehr in unserem Hotel in Utah ankommen. 😅

Nachdem wir nun also in Fernley gestartet sind, führt uns der Abschnitt nach Fallon war mit 43 km (27 Meilen) relativ kurz und keineswegs öde. Auch das Stempeln unseres Survival Guides verlief hier problemlos. Ansonsten gibt es über Fallon nicht viel Aufregendes zu berichten. Am Ortsausgang von Fallon gab es auch immer noch ein wenig Verkehr, doch mit jeder Meile ließ dieser langsam nach, und wir bekamen einen Vorgeschmack auf das, was uns auf dieser Strecke erwarten würde.

Von Fallon nach Austin, unserer nächsten Station, waren es 180 km (112 Meilen). Keine Kurve war in Sichtweite, und wie es im Urlaub oft passiert, überkam mich ausgerechnet in diesem einsamen Abschnitt der Hunger. 🍔🍟🤤

Wir hatten Glück, denn mitten im Nirgendwo entdeckten wir das „Cold Springs Restaurant & Gift Shop“. Warum es hier war und für wen es überlebt, war uns ein Rätsel. Aber heute auf jeden Fall für mich! Wir gönnten uns also eine Kleinigkeit zu essen und grübelten darüber, wie ein Restaurant hier überleben kann. Es gab weit und breit nichts zu sehen, außer ein paar Büschen und eben der schnurgeraden Straße.

Zuerst sahen wir noch Strom- und Telefonmasten am Straßenrand, aber selbst diese verschwanden bald in der Ferne. Hier war niemand, der Strom oder Telefon brauchte. Selbst Radiosender waren nicht mehr zu empfangen. Einsamkeit.

Unser nächster Halt auf dieser aufregenden Reise: Austin – nicht die Hauptstadt von Texas – sondern ein Kleinstadt in Nevada am Lonliest Highway.

Im Courthouse von Austin bekommen wir unseren Stempel ohne größeren Aufwand. Die freundliche Mitarbeiterin fragt nach unserer Herkunft und unserem Grund für diese Reise. Ich erzähle ihr stolz, dass wir aus Deutschland kommen und diese Strecke fahren, weil wir unbedingt diese Urkunde sammeln möchten. Sie schaut mich etwas verwundert an, wünscht uns dann einen schönen Tag und eine „Save trip on this long and lonely road“.

Über mehrere Passhöhen fahren wir von einem Tal ins nächste und erleben unendliche Weiten sowie atemberaubende Dimensionen. Bis zum nächsten Ort sind es 112 km (70 Meilen). Gegen Mittag erreichen wir Eureka, die sich selbst als „The friendliest Town on the loneliest Highway“ bezeichnet.

Eureka ist in der Tat bezaubernd. Im örtlichen Museum erhalten wir einen weiteren Stempel. Die freundliche Dame am Empfang lädt uns ein, das Museum zu besichtigen. Es ist offensichtlich, dass sie sich freut, einen Besucher hier zu haben – kommt sicher nicht oft vor, und wir nehmen das Angebot dankend an.

Da wir gut in unserem Zeitplan liegen, gönnen wir uns ein Mittagessen im Old Owl Saloon gegenüber. Die Burger schmecken vorzüglich, und die Einheimischen sind außerordentlich gastfreundlich.

Unsere Reise führt uns weiter (meistens geradeaus) nach Ely, das 125 km (78 Meilen) entfernt liegt. Im örtlichen Public Museum gibt es erneut Stempel für unsere Broschüre. Zusätzlich bekommen wir eine DVD mit Liedern und Audio-Berichten über den HWY 50. Die freundliche ältere Dame meint, dass das die Fahrt weniger eintönig gestalten könnte. Perfekter Service, oder nicht?

Während unserer Fahrt begegnen uns immer wieder Autos, wenn auch eher vereinzelt. Doch oft erstreckt sich kilometerweit vor uns und im Rückspiegel niemand. Das ist die perfekte Gelegenheit, um auszusteigen, sich mitten auf die Straße zu stellen und großartige Fotos vom Highway zu machen, ohne die Gefahr, überfahren zu werden.

Wir erreichen schließlich unseren letzten Streckenabschnitt: Baker. Baker ist das letzte Ziel in Nevada, und unmittelbar dahinter liegt die Grenze zu Utah. Bis dorthin sind es noch 103 km (64 Meilen).

Während wir bisher strahlend blauen Himmel mit fotogenen weißen Wolken hatten, zieht der Himmel vor uns immer mehr zu. Eine dunkle Regenwolke zeichnet sich vor uns ab, und auf der rechten Seite scheint die Welt bereits untergegangen zu sein. Wir erreichen Baker im strömenden Regen. Den letzten Stempel erhalten wir im „Boder Inn“. Dieses kleine Motel steht praktisch „auf“ der Grenze zu Utah. Wir haben es geschafft! Alle Stempel sind in unserem Büchlein. Nun müssen wir nur noch die letzte Seite raustrennen und per Post nach Carson City senden. 📬

Um es vorweg zu nehmen: Ungefähr eine Woche nach unserer Ankunft zu Hause haben wir die Urkunden incl. einer Anstecknadel zugesandt bekommen. Sie haben einen Ehrenplatz an unserer Wand.

Wir haben es geschafft! Wir sind den berühmten Highway 50 durchquert und haben uns die begehrten Stempel und Urkunden gesichert, die unsere Überlebenskünste auf dieser einsamen Straße dokumentieren. Doch unsere Reise war noch nicht zu Ende; wir hatten noch ein paar Meilen vor uns bis zu unserem Ziel: Panguitch, Utah.

Der Regen hatte nachgelassen, und die Landschaft um uns herum war schlicht atemberaubend. Endlose Wüstenlandschaften erstreckten sich bis zum Horizont. Wir fuhren weiter auf dem Highway 93, immer geradeaus in Richtung Utah. Die Straße schien sich ins Unendliche zu erstrecken. Zwar sahen wir gelegentlich andere Fahrzeuge, aber meistens hatten wir die Straße ganz für uns allein. Wir überquerten die Grenze nach Utah, und mit jedem zurückgelegten Kilometer änderte sich die Landschaft. Von der kargen Wüste bis zu üppigen Bergketten und grünen Tälern.

Schließlich erreichten wir Panguitch, Utah, unser Ziel für den Tag. Das Blue Pine Motel empfing uns mit offenen Armen, und wir fühlten uns sofort wohl. Die Zimmer waren gemütlich, und wir genossen die wohlverdiente Ruhe nach einem aufregenden Tag auf der Straße.

Unsere Reise von Fernley, Nevada, nach Panguitch, Utah, war ein unvergessliches Abenteuer. Wir hatten atemberaubende Landschaften erlebt, freundliche Menschen getroffen und viele Geschichten gesammelt. Diese einsame Straße hatte uns gelehrt, die Schönheit der Abgeschiedenheit zu schätzen und die Freiheit der offenen Straße zu genießen.

Gute Nacht, Panguitch. Morgen geht unser Roadtrip weiter. Neue Abenteuer und unbekannte Wege warten bereits auf uns. 💤

Zurück zur Übersicht

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert