Wrangell – St. Elias Nationalpark

Valdez, auch bekannt als das „Regenloch“ in Reiseführern, scheint dieser Bezeichnung alle Ehre zu machen. Zumindest außerhalb des Winters, wenn der gesamte Niederschlag in Form von Schnee vom Himmel fällt. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich eine dicke Wolkendecke und es nieselt. Oh, wie fröhlich…

Aber hey, gestern hat uns Laura eine lustige Überraschung beschert. Sie gestand, dass sie uns versehentlich eine falsche Zimmerrate genannt hatte. Da sie in der Wintersaison kein Frühstück serviert, kostet unser Zimmer nur die Hälfte! Das ist doch mal ein Schnäppchen. Und als ob das nicht genug wäre, hat sie uns gleich einen Tipp für das Frühstück gegeben. Das Totem Inn ist bei den Einheimischen sehr beliebt, also beschließen wir, unser gespartes Geld dort für ein leckeres Frühstück auszugeben.

Das Totem Inn ist eine interessante Mischung aus Museum, Souvenirladen, Kneipe und Restaurant und erfreut sich tatsächlich großer Beliebtheit. Das Frühstück erweist sich als wahrer Gaumenschmaus.

Nachdem wir uns gestärkt haben, machen wir uns erneut auf den Weg zur Dayville Road. Vielleicht haben sich heute ein paar Bären entschlossen, zum Lachsfrühstück vorbeizukommen. Aber Pech gehabt – keine Bären in Sicht! Tja, man kann nicht immer Glück haben. Wir verlassen Valdez auf genau demselben Weg, den wir gekommen sind, denn es gibt keine andere Option.

Ein Stück nach dem winzigen Örtchen Tonsina biegen wir auf den Edgerton Highway ab. Dieser führt uns nach Chitina und dann in den Wrangell-St. Elias National Park, weiter bis nach McCarthy. Bis nach McCarthy werden wir heute wohl nicht mehr schaffen, aber wir wollen so weit wie möglich fahren. Wer weiß, vielleicht reißt die Wolkendecke doch noch auf, und wir können ein paar großartige Fotos machen.

Unser erster Halt ist der Kenny Lake Mercantile & RV Park, ein wahrer Alleskönner: Tankstelle, Diner, Waschsalon, Toilette, Dusche und der einzige kleine Laden in der weiten Umgebung.

Nachdem wir unser Auto betankt haben, gehen wir in den winzigen Laden, um zu bezahlen. Die Kassiererin fragt mich, woher wir kommen. „Deutschland“, antworte ich. Sofort erhalte ich ein herzliches „Guten Tag“ als Begrüßung. Es stellt sich heraus, dass unsere Kassiererin eine Weile in der Nähe von Ludwigsburg gewohnt hat, nur einen Steinwurf von unserem Wohnort entfernt. Es ist wirklich erstaunlich, wie klein die Welt manchmal sein kann.

Wir entscheiden uns für einen kurzen Zwischenstopp bei der Liberty Falls State Recreation Site. Es ist einer dieser Orte, die einem das Gefühl geben, mitten in der Wildnis zu sein. Als wir aus dem Auto steigen, hören wir das beruhigende Rauschen des nahegelegenen Wasserfalls.

Ein kurzer Spaziergang führt uns zu den Campingtischen, die strategisch platziert sind, um den Blick auf den majestätischen Wasserfall freizugeben. Das Wasser stürzt von den Felsen in einen malerischen Pool darunter. Die umliegende Natur ist üppig und grün, und wir können uns kaum vorstellen, wie schön es hier im Sommer sein muss, wenn alles blüht.

Wir setzen uns an einen der Tische und genießen die Ruhe und die frische Luft. Es ist ein perfekter Ort, um sich von der Fahrt zu erholen und die Schönheit Alaskas in vollen Zügen zu genießen. Wir machen ein paar Fotos, um diesen besonderen Moment festzuhalten, bevor wir unsere Reise fortsetzen. Es ist immer wieder erstaunlich, welche versteckten Schätze man auf einer Reise entdecken kann, wenn man bereit ist, von der Hauptstraße abzubiegen und die Natur zu erkunden.

Während wir unsere Fahrt fortsetzen, hoffen wir inständig, dass die hartnäckigen Wolken endlich verschwinden und uns den Blick auf die majestätische Landschaft ermöglichen. Wir fahren weiter auf der Straße, die durch den Wrangell-St. Elias National Park führt, und versuchen, die unglaublichen Dimensionen dieses riesigen Nationalparks zu erfassen. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser Park tatsächlich um 20% größer ist als das gesamte Land der Schweiz!

Kurz bevor wir Chitina erreichen, eröffnet sich vor uns ein atemberaubender Blick auf den Copper River, der sich majestätisch durch die Landschaft schlängelt. Im Hintergrund erhebt sich der imposante Mt. Wrangell, der stolze 4.317 Meter in den Himmel ragt – zumindest laut den Berichten. Leider sehen wir hauptsächlich graue Wolken, die den Berg verhüllen. Manchmal spielt das Wetter einfach nicht mit, aber wir lassen uns nicht entmutigen und hoffen weiterhin auf bessere Sicht, während wir unsere Reise durch diese faszinierende Region fortsetzen.

Die Geschichte von Chitina ist in der Tat faszinierend. Ursprünglich war Chitina eine geschäftige Eisenbahnstation entlang der Kennecott Copper Mines Linie. Doch dann, fast über Nacht, wurde Chitina zu einer verlassenen Geisterstadt. Heute zählt die Gemeinde immerhin 125 Einwohner und dient als Ausgangspunkt für Besucher, die die abenteuerliche 96,6 Kilometer lange McCarthy Road befahren möchten, die auf dem alten Eisenbahntrasse verläuft. Trotzdem müssen wir feststellen, dass auch hier in den meisten Geschäften und Restaurants bereits Winterpause herrscht. Also beschränken wir uns darauf, ein paar Fotos zu machen, bevor wir uns auf den Weg durch einen schmalen Einschnitt im Fels am Ufer des Copper River machen.

Es ist erstaunlich, wie die Geschichte und das Leben in dieser Region über die Jahre hinweg geprägt wurden und wie sich die Bedingungen und Möglichkeiten für die Bewohner verändert haben. Unsere Reise führt uns weiter, während wir uns auf das Abenteuer auf der McCarthy Road vorbereiten und gespannt sind, was uns auf diesem abgelegenen Pfad erwartet.

Die McCarthy Road, eine 60 Meilen (97 km) lange Strecke, beginnt nun vor uns. Interessanterweise verläuft diese Straße genau auf der alten Trasse der Kennecott-Cordova-Eisenbahn, und während wir über den Schotter fahren, tauchen gelegentlich alte Holzstücke auf. Die Eisenbahntrasse wurde einfach mit Schotter und Erde aufgefüllt, um daraus eine Straße zu machen. Dies ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum die meisten Autovermietungen die Fahrt auf dieser Strecke untersagen.

Die ersten 10 Meilen sind ziemlich holprig, und wir kommen kaum schneller als 10-20 Meilen pro Stunde voran. Doch danach wird die Straße besser, und wir können die erlaubten 35 Meilen pro Stunde fahren. Wir bleiben jedoch stets bereit für eine abrupte Bremsung, wenn wieder einmal ein paar heftige Schlaglöcher auftauchen.

An Meile 17 erreichen wir schließlich die beeindruckende Kuskulana Bridge. Diese Brücke überspannt den Canyon des Kuskulana River in einer Höhe von 117 Metern. Ursprünglich wurde die 160 Meter lange Stahlträger-Brücke im Jahr 1910 für die Eisenbahn gebaut, heute wird sie jedoch von Straßenfahrzeugen genutzt. Erst seit 1988 verfügt die Brücke über einen vollflächigen Holzbelag und eine Leitplanke. Wir fahren langsam über die Holzplanken und können nicht umhin, ein gewisses Unbehagen zu verspüren, das von der imposanten Höhe dieser Brücke herrührt.

Auf der anderen Seite der Brücke machen wir einige Fotos, bevor wir beschließen, an dieser Stelle umzukehren. Bis zu unserem heutigen Ziel, Tok, ist es noch eine beträchtliche Strecke, und das Wetter spielt ohnehin nicht mit. So treten wir den Rückweg an, während uns die Erinnerungen an diese abenteuerliche Fahrt auf der McCarthy Road begleiten.

Als wir uns erneut auf der Mitte der Brücke über der tiefen Schlucht befinden, steige ich aus dem Auto aus, um einen Blick nach unten zu werfen und Fotos zu machen. Normalerweise machen mir große Höhen nichts aus, aber auf dieser Brücke spüre ich einen kräftigen Wind. Das lässt mir dann doch einen Schauer über den Rücken laufen. Ich bleibe eng beim Auto, mache schnell ein paar Aufnahmen und kehre dann zurück, um weiterzufahren. Auf dem Rückweg beginnt die Wolkendecke überraschend, sich ein wenig zu lichten, und ich ergreife die Gelegenheit, noch einige Fotos vom majestätischen Wrangell-Gebirgszug zu schießen. Kurz vor Chitina fahren wir hinunter zum Ufer des Copper River, bevor es wieder durch Chitina und Kenny Lake zurück auf den Highway 4 geht.

Nachdem wir Glenallen hinter uns gelassen haben, folgen wir dem Glenn Highway noch etwa 14 Meilen, bis wir in Gakona ankommen. Hier zweigt der Glenn Highway ab, und wir biegen nach rechts auf den Glenn Highway-Tok Cutoff ab. Die Namen dieser Highways sind manchmal wirklich lustig und originell. Aber das Beste ist, seit Gakona bemerken wir, dass die Wolken allmählich nachlassen. Ein Grund zur Freude – endlich!

Der Tok Highway führt uns zu Beginn entlang der malerischen Flussläufe des Slana River und des Copper River und schlängelt sich dabei am Rande des imposanten Wrangell-St. Elias National Park entlang. Während wir den Mentasta Pass (mit immerhin 742 Metern Höhe) überqueren, bietet sich uns ein atemberaubender Ausblick auf die majestätischen Ausläufer der Alaska Range. Ein echtes Spektakel für die Augen!

Tok ist der erste größere Ort in Alaska, wenn man aus dem nahegelegenen Kanada über den Alaska Highway einreist. Hier wird Tok gerne als die „Sled Dog Capital of Alaska“ bezeichnet, was so viel bedeutet wie die „Schlittenhunde-Hauptstadt Alaskas“. Viele der Einwohner haben eine Verbindung zu Schlittenhunden und dem Sport des „Dog Mushing“. Es heißt, dass etwa jeder dritte Bewohner von Tok sich mit Hundezucht oder -rennen beschäftigt. In der Luft liegt der Duft von Abenteuer und Hundepfoten!

Unser Hotel ist leicht zu finden. Im Liquor Store, der uns als Rezeption dient (ja, wirklich!), checken wir ein, als wären wir in einem B-Movie-Drama gelandet. Unser Zimmer ist geräumig und hat diesen typischen Motel-Charme, den man aus Filmen kennt. Schnell machen wir uns auf die Suche nach einem Abendessen und erhalten den Tipp, Fast Eddy’s zu besuchen. Um ehrlich zu sein, habe ich während unserer kurzen Fahrt durch Tok kein anderes Restaurant gesehen. Da Fast Eddy’s uns empfohlen wurde, gehen wir davon aus, dass es hier das kulinarische Highlight ist.

Fast Eddy’s ist wirklich schwer zu übersehen. Es thront direkt am Alaska Highway und ist buchstäblich ein Roadhouse mitten in Tok. Offensichtlich ist es ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen. Das Menü ist so amerikanisch wie es nur sein kann: Burger, Steaks, Sandwiches, Pizza, ein Salatbuffet und natürlich Frühstück. Stefan entscheidet sich für den obligatorischen Burger, während ich mich für die Spare-Ribs entscheide. Und, Überraschung – alles ist wirklich lecker! Daumen hoch für Fast Eddy’s! 

Nach unserem leckeren Abendessen im Fast Eddy’s machen wir noch einen kurzen Abstecher zum „Three Bears“ Supermarkt. Es ist immer interessant, durch die Supermärkte in verschiedenen Regionen zu schlendern und zu sehen, welche lokalen Produkte und Spezialitäten angeboten werden. Hier in Tok decken wir uns mit einigen Snacks, Getränken und anderen Vorräten ein, die uns auf unserer weiteren Reise nützlich sein werden.

Nach dem Einkauf fahren wir zurück zu unserem Hotel und bereiten uns auf eine erholsame Nacht vor. Die Betten sind bequem, und wir sind bereit, neue Abenteuer auf unserer Reise durch Alaska zu erleben. Gute Nacht und bis morgen!

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