Healy – Anchorage

Auch wenn wir mitten in der dunklen Nacht eine Stunde lang durch die Gegend gebrettert sind, fühlen wir uns heute Morgen erstaunlich frisch und quietschlebendig.

Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster zeigt uns, dass eine riesige Wolkendecke die Sonne versteckt. Na ja, heute ist das nicht so tragisch, schließlich steht nur die Rückfahrt nach Anchorage auf unserem Tagesplan.

Unsere Zimmermappe verrät uns, dass es ein gemütliches kleines Frühstückslokal in der Nähe namens „Rose“ gibt. Also machen wir uns auf den Weg zu diesem verheißungsvollen Ort. Als wir dort ankommen, sind bereits einige Tische besetzt, aber die freundliche Kellnerin bittet uns, uns einfach einen freien Tisch auszusuchen.

Wir entscheiden uns für einen Tisch am Fenster und gleich in der Nähe des Eingangs, damit wir das ganze Restaurant im Auge behalten können. Während wir geduldig auf unser Essen warten, entfacht eine hitzige Diskussion darüber, welches der vor dem Restaurant geparkten Fahrzeuge wohl wem gehört. Dort standen Straßenbaumaschinen, ein riesiger Truck, Pickups und normale PKWs. Nun ja, zugegeben, die Zuordnung war nicht gerade das anspruchsvollste Rätsel der Welt 🙂

Eine der Mitarbeiterinnen macht sich vor unserem Fenster daran, die Rollstuhlrampe und die Treppe von Schnee und Eis zu befreien. Das war definitiv keine leichte Aufgabe, und wir hatten großes Mitgefühl für sie.

Bevor unser Frühstück serviert wird, verlassen die meisten anderen Gäste bereits das Lokal. Das verschafft uns die perfekte Gelegenheit, unser kleines Ratespiel aufzulösen. Und es stellte sich heraus, dass wir mit unseren Vermutungen fast immer richtig lagen.

Dann endlich erhalten wir unser Frühstück. French Toast, knuspriger Speck und Spiegeleier für Stefan, und für mich eine Rühreivariante. Alles in allem schmeckt es einfach hervorragend, und wir können uns glücklich schätzen. Guten Appetit!

Gestärkt und voller Tatendrang brachen wir nun gen Süden auf. Kurz bevor wir in den Denali Nationalpark einbogen, warfen wir einen Blick auf die Ansammlung von Häusern und Geschäften auf der anderen Straßenseite.

Hier im Denali Village schienen sämtliche Läden in den Winterschlaf gefallen zu sein. Die Fenster und Türen waren mit dicken Holzbrettern verbarrikadiert, um sich vor den rauen Winterwetterbedingungen zu schützen. Selbst die Tankstelle hatte ihre Pforten geschlossen. Während es hier im Sommer vermutlich hoch hergeht, wirkte der Ort in den Wintermonaten ziemlich verlassen und öde.

Wir setzen unsere Fahrt auf der teilweise schneebedeckten Straße fort. Nach etwa drei Stunden erreichen wir die Abzweigung nach Talkeetna und beschließen kurzerhand, im Roadhouse einen kleinen Zwischenstopp für das Mittagessen einzulegen.

Es ist erstaunlich, wie die Zeit vergeht. Gerade mal vor 8 Tagen haben wir hier in Talkeetna übernachtet. Damals erfreuten wir uns an strahlendem Herbstwetter und einem atemberaubenden Blick auf den majestätischen Denali.

Doch nun, nur 8 Tage später, hat der Winter Talkeetna fest im Griff. Ich versuche mich an die Fotos zu erinnern, die ich vor knapp einer Woche hier gemacht habe, und beschließe, dieselben Aufnahmen noch einmal zu machen. Es ist kaum zu fassen, wie schnell sich die Jahreszeiten hier ändern. Ein wahrhaftiger Augenblick des Staunens.

Nach unserer kleinen Fotosession gönnen wir uns im Roadhouse köstliche Zimtschnecken. Gestärkt und mit süßem Geschmack auf den Lippen setze ich meine Kamera ein letztes Mal ein, um einige Aufnahmen von dem verschneiten kleinen Örtchen zu machen. Es ist fast so, als ob Talkeetna inmitten einer Winterwunderlandschaft eingefroren wäre.

Dann, nachdem wir die zauberhafte Kulisse genossen haben, setzen wir unsere Fahrt fort und lassen Talkeetna hinter uns. Der Weg führt uns weiter in die verschneite Wildnis Alaskas, bereit für neue Abenteuer und unvergessliche Eindrücke.

Die restliche Strecke nach Anchorage verlief ohne nennenswerte Höhepunkte. Gegen 17 Uhr erreichen wir endlich unser gemütliches Bed & Breakfast. Es fühlt sich fast so an, als wären wir nie weg gewesen, denn wir haben immer noch unseren Türcode und können uns problemlos wieder in unser „altes“ Zimmer einquartieren. Nachdem wir unser Auto vor der Tür geparkt haben, bin ich gerade dabei, meine Tasche herauszuholen, als Stefan mich auf etwas Aufregendes aufmerksam macht.

Vor der Garage des Hauses steht ein imposanter Elch und gibt einige klagende Laute von sich. Offensichtlich versucht er, in den Garten hinter der Garage zu gelangen, aber er scheint den Eingang durch die Gartentür nicht auf Anhieb zu finden. Ein wahrhaftiges tierisches Willkommenskomitee für unsere Rückkehr nach Anchorage!

Nach einer Weile fand der gutmütige Elch schließlich doch den Weg in den Garten und trottete davon, vielleicht auf der Suche nach einem schmackhaften Grashalm oder einem gemütlichen Plätzchen zum Ausruhen.

Nachdem wir unsere tierischen Erlebnisse gebührend mit etwa 20 Elch-Bildern festgehalten hatten, packten wir unsere Sachen ins Zimmer. Den restlichen Abend verbrachten wir mit einem entspannten Bummel durch Outdoor-Läden (und ja, ich muss es wiederholen: Diese Läden sind einfach fantastisch!) und einem Besuch in unserem Lieblings-Steakhouse. Ein perfekter Abschluss für einen ereignisreichen Tag in Alaska.

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