
2017 – Advent, Advent, der Flammkuchen brennt – Unser alljährlicher Weihnachtszauber in Straßburg
Alle Jahre wieder – nicht das Christkind, sondern wir. Und zwar auf dem Weg ins Elsass, wo Straßburg pünktlich zur Adventszeit den Glühweinkessel anschmeißt und die Innenstadt in ein Lichtermeer verwandelt, gegen das selbst die dekorative Fensterbeleuchtung unserer Nachbarn aussieht wie ein müder Kerzenschein.
Die Fahrt dauert gerade einmal zwei Stunden – also kaum länger als ein mittelgroßer Weihnachtsfilm mit Werbung. Mit an Bord: Oliver, Nadine und unser kleiner Weihnachtswichtel Noah, der sich jedes Mal aufs Neue fragt, ob Straßburg vielleicht doch heimlicher Wohnsitz des echten Nikolaus ist. Die Chancen stehen nicht schlecht.
Doch bevor wir uns ins Gewusel aus Lichterketten, Zimtduft und tausend Weihnachtsständen stürzen, legen wir traditionsgemäß einen Zwischenstopp ein – in einem dieser französischen Supermärkte, die so groß sind, dass man darin locker verloren gehen kann. Cora ist unser Favorit – ein Paradies für alle, die Flammkuchen nicht nur essen, sondern auch kunstvoll selbst belegen wollen. Pasteten wandern in den Einkaufswagen, Käse in absurden Formen, Crème fraîche in Familienpackung – alles, was man daheim für einen kleinen kulinarischen Weihnachtsnachklapp braucht.

Dann aber: ab nach Straßburg. Kaum angekommen, ist der Trubel auch schon da. Aber der gute Trubel – der mit dem Duft nach Glühwein, gebrannten Mandeln und einer Prise Vorfreude. Die Stadt hat in Sachen Weihnachtsromantik einfach ein bisschen die Nase vorn. Überall blinkt und funkelt es, die Schaufenster geben ihr Bestes, sich gegenseitig zu übertreffen, und selbst Laternen wirken plötzlich wie Designobjekte für saisonale Festlichkeit.
Wir schlendern durch die Altstadt, vorbei an Fachwerkhäusern, deren Fensterläden mit Geschenkpaketen behängt sind, als hätten die Bewohner den Weihnachtsmann direkt beliefert. Noah bleibt alle zehn Meter stehen, weil es irgendwo blinkt, duftet oder irgendjemand eine Weihnachtsmelodie summt. Wir lassen uns treiben – im Kreis, durch Gässchen, an Ständen vorbei, bis irgendwann ganz zufällig der Hunger kommt.
Und dieser Hunger schreit nach nur einem: Flammkuchen. Außen knusprig, innen cremig, irgendwo zwischen Pizza und kulinarischem Liebesbrief. Natürlich nicht irgendeiner – nein, wir gönnen uns das Original. In der Fußgängerzone, unter freiem Himmel, mitten im weihnachtlichen Trubel. Und das ist etwas Besonderes, denn Fondue oder Raclette gibt’s bei uns sonst nur an Weihnachten – drinnen, mit dicken Socken. Heute also: Premiere mit Käseschwung im Freien.

Wir lassen uns nieder, bestellen beides – Fondue und Raclette, weil entscheiden in diesem Moment schlichtweg überbewertet ist – und genießen. Knuspriges Brot, heißer Käse, dampfende Kartoffeln, eingelegtes Gemüse – alles, was das Herz in der Vorweihnachtszeit braucht. Wir lachen, tunken, tauschen Teller und sind uns einig: Das war eine der besten Spontanentscheidungen seit… naja, dem letzten Käseeinkauf.
Nach dem Käsefieber schieben wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang ein, bestaunen das Zürcher – pardon – Straßburger Weihnachtsbankensystem, bewundern Straßenmusikanten mit erstaunlich viel Rhythmusgefühl und kommen langsam in den Modus: Weihnachten kann kommen.
Am Ende des Tages sind die Füße müde, die Finger kalt, aber die Herzen warm. Straßburg hat mal wieder geliefert. Kein Advent ohne Lichtermeer, keine Vorweihnachtszeit ohne Flammkuchen, keine Dezemberwochenenden ohne französischen Weihnachtszauber.
Unser Fazit? Für alle, die Weihnachten lieben, aber den klassischen Weihnachtsmarkt daheim mittlerweile mit verbundenen Augen durchlaufen können: Packt eure Liebsten ein und fahrt nach Straßburg. Zwischen Glanz, Genuss und ganz viel Gefühl findet man dort das, was man in der hektischen Vorweihnachtszeit oft vermisst: echte Besinnlichkeit – mit einem Schuss Käse überbacken.
Bildergalerie: Weihnachtszeit in strassbourg