Prolog: Camping für Anfänger – Wie wir uns von Foren und Super-Campern befreiten

Liebe Freunde, Familie und alle, die aus irgendeinem Grund hier gelandet sind – bleibt doch kurz! Es wird unterhaltsam.

Es ist an der Zeit, unser erstes großes Campingabenteuer in Worte zu fassen. Ein Abenteuer, das so ziemlich alles auf den Kopf gestellt hat, was wir über Urlaub zu wissen glaubten. Denn während andere sich in All-Inclusive-Resorts zwischen Pool und Buffet entscheiden, haben wir uns in die Wildnis gewagt. Freiheit, Natur, Abenteuer! Und eine gehörige Portion Chaos.

Wie um alles in der Welt sind wir hier gelandet?

Ganz einfach: Wir wollten in den hohen Norden, wieder einmal. Vor zwei Jahren hatte uns Alaska den Atem geraubt, und die Sehnsucht nach diesem Gefühl ließ uns nicht los. Aber es gab ein klitzekleines Problem: Hotels? Fehlanzeige.Die Lösung? Ein Wohnmobil! Manchmal muss man eben sein eigenes Hotel mitbringen, wenn es sonst keines gibt. Also entschieden wir uns für das große Experiment „Camping für Anfänger – jetzt aber richtig“.

Der Plan: Kanada. Ein Truck-Camper. Und wir mittendrin.

Sorgfältig geplant, ein Jahr im Voraus gebucht – wir wollten es schließlich richtig machen. Ein Truck-Camper von Fraserway, Start in Whitehorse, Ziel Vancouver. Dazu ein Flug mit Condor. Die Vorfreude? Riesig! Das Wissen über Wohnmobile? Null.

Wie viel Platz hat so ein Ding eigentlich?

Wo kommt das Abwasser hin?

Gibt es eine versteckte Butler-Kabine, die morgens Kaffee serviert?

All diese essenziellen Fragen trieben uns um. Und wie es sich für gut informierte Neulinge gehört, suchte ich Rat in einem Camper-Forum. Rückblickend ein großer Fehler.

Foren: Der wilde Westen des Internets.

Ich hätte es wissen müssen. Jedes Mal, wenn ich mich in ein Online-Forum wage, lande ich in Diskussionen, in denen auf eine einfache Frage ungefragt 1.000 Meinungen folgen. Mein Motto „Jeder soll machen, wie er will“ kommt dort so gut an wie ein Veganer-Grillabend in Texas.

Doch ich gab nicht auf. Ich stellte eine einfache, harmlose Frage:

„Weiß jemand, ob die Grenze zwischen Alaska und Yukon am Top of the World Highway Mitte September noch geöffnet ist?“

Eine Frage, die man theoretisch mit „Ja“, „Nein“ oder „Weiß ich nicht“ beantworten könnte. Theoretisch.

Die Realität?

„Welche Route fahrt ihr denn?“
„Eure Planung ist völlig unrealistisch!“
„Ihr wollt mehr als 150 km am Tag fahren? Seid ihr wahnsinnig?!“

Innerhalb weniger Stunden war mein harmloser Beitrag zum Schlachtfeld der Super-Camper geworden. Die Liste der Dinge, die wir angeblich völlig falsch machten, war lang:

  • Wäsche waschen
  • Wohnmobil putzen
  • Drei Mahlzeiten am Tag kochen
  • Dumpen (also das Abwasser entsorgen)
  • Frischwasser tanken
  • Kraftstofftank korrekt analysieren (?!?)
  • Und, ganz wichtig: Bloß nicht die WoMo-Toilette benutzen!

Äh… warum muss ich sie dann leeren?

Ich hätte noch Wochen mit diesen „besorgten“ Campern diskutieren können, aber irgendwann platzte mir der Kragen. Denn ganz ehrlich?

1. Wir waschen im Urlaub keine Wäsche. Und nein, wir fangen auch nicht damit an, nur weil wir unser Hotel auf Rädern dabei haben.

2. Unser Wohnmobil war sauber. Nach dem Essen wischen wir den Tisch ab und spülen das Geschirr. Und wir können es durchaus mit unserem Gewissen vereinbaren teilweise auch Einweg-Geschirr zu verwenden. Wir machen unser Bett, und wenn uns etwas runterfällt heben wir es auf. Zeitaufwand: Verschwindend gering. Zu gering um deshalb die Route auch nur um einen Kilometer zu kürzen.!

3. Frühstück im Wohnmobil? Mega praktisch. Alles dabei, nichts geht verloren. Aber mittags und abends wurde auswärts gegessen. Ich koche im Urlaub keine drei Mahlzeiten am Tag – das mache ich nicht mal zu Hause.

4. Dumpen und Frischwasser auffüllen? Dumpen und Auffüllen der Tanks feiern wir nicht. Wir verabschieden auch nicht jeden „Haufen“ persönlich, wenn er durch den Abflussschlauch in einem mysteriösen Loch verschwindet. Außerdem stellt sich mit die Frage: Warum benötigt ihr Zeit zum dumpen, wenn ihr Eure Toilette sowieso nicht benutzt?

Und dann die wichtigste Frage: Warum sollte ich in meiner eigenen Toilette nicht auf Toilette gehen? Ich meine… ernsthaft?! Wie ist das bei Euch zu Hause? Geht ihr da auch zum Nachbarn oder ins nächste Einkaufszentrum? Ach eigentlich ist es mir völlig egal wo ihr Euer „Geschäft“ macht. Ich fand es gar nicht unpraktisch das „stille Örtchen“ dabei zu haben. Und fragt mal meinen Fahrer: Ein ganz neues Urlaubsgefühl ohne „Du ich muss mal. Wie weit ist es bis zum nächsten McDonald? „Nur 235 Meilen. Halte durch!“

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich verabschiedete mich aus dem Forum, bevor mir noch ein digitaler Nervenzusammenbruch drohte, und wir planten unsere Route einfach so, wie wir es immer tun: ganz nach unserem Geschmack.

Das Ergebnis?

  • 7.200 Kilometer in 17 Tagen.
  • Zwei Reifenpannen.
  • Eine kaputte Fähre am Peel River, die unsere Route komplett umwarf.
  • Jede Menge unvergessliche Erlebnisse.

Wir kamen meist spätabends auf den Campingplätzen an. Die perfekten Stellplätze waren oft schon weg, aber auch die zweitbesten reichten völlig. Wir saßen unter den Sternen, grillten mit Blick auf die Wildnis und hatten eine fantastische Zeit.

Und das Beste? Wir würden es genauso wieder machen. Denn unser Motto bleibt: Jeder soll es so machen, wie er will.

Ach, und übrigens: Meine ursprüngliche Frage nach der Grenzöffnung wurde übrigens nie beantwortet. Ich vermute, die Diskussion über Wäsche und Campground-Etikette war einfach wichtiger.

Bonus: Die Parallelen zum Mama-Forum.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote aus einer ganz anderen Ecke der Online-Meinungsdschungels: Ein junges Mütterchen fragte in einem Eltern-Forum, worauf sie bei einem Urlaub mit ihrem zehn Monate alten Baby in Florida achten müsse.

Die Antworten? Ein Meisterwerk der Überheblichkeit.

„Wie willst du das ganze Essen für dein Baby transportieren? Ich glaube nicht, dass Du in Florida Geschäfte finden wirst, in denen es gute Baby Nahrung gibt.“ 
(Ja klar, Florida – ein einziger, riesiger Sandkasten ohne Infrastruktur.)

„Ich finde es unverantwortlich, dein Baby mit diesem amerikanischen Mist zu füttern. Weißt du nicht, wie fett die Amis sind?!“
(Weil es in den USA ausschließlich pürierte Big Macs im Babyglas gibt, logisch.)

Seitdem meide ich Foren wie Vampire das Sonnenlicht. Zu viele Experten, zu wenig hilfreiche Antworten.

Unser Fazit?

Camping war für uns eine völlig neue Erfahrung – aber eine, die wir keine Sekunde bereut haben. Und für alle, die jetzt neugierig sind, wie dieser Trip weiterging:

Hier geht es nun endlich zu meinem Reisebericht!

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