Zipfelmützen und Canyon-Magie: Unser Roadtrip durch Blue-, Coalmine- und Grand Canyon

Heute heißt es Abschied nehmen von unserer mega gemütlichen Suite hier in Kanab. Es war echt klasse hier! Schon jetzt freuen wir uns auf’s nächste Jahr, wenn wir wieder für ein paar Nächte hier einchecken. Vielleicht klappt es dann auch endlich mit der Wave-Permit – Daumen drücken! 🤞

Aber hey, selbst wenn nicht (wie ich schon mal erwähnt habe), gibt es hier so viele coole Orte zu entdecken. Es ist fantastisch, was hier alles in der Nähe ist! Wir haben die Nationalparks Zion, Bryce und den Grand Canyon North Rim. Das Grand Staircase Escalante National Monument mit seinen atemberaubenden Slot Canyons und den vielen Wanderwegen, dazu die abgelegenen Backcountry Roads. Nicht zu vergessen der Coral Pink Sand Dunes State Park und das Vermilion Cliffs National Monument mit den Coyote Buttes der Buckskin Gulch. Ehrlich gesagt, würde ich Kanab jederzeit dem kommerziellen Trubel in Page vorziehen.

Unsere Route heute führt uns über den Highway 89A, der etwa 30 Meilen südlich von Page wieder auf die 89 trifft. Warum? Na, einerseits sind wir die 89 zwischen Page und Kanab in den letzten Tagen schon oft genug gefahren, und andererseits verspricht die 89A einfach malerische Aussichten.

Wir verlassen Kanab gen Süden. Nach nur 8 Meilen erreichen wir den kleinen Ort Fredonia. Die Straße schlängelt sich über das Kaibab Plateau, vorbei am Jacob Lake. Übrigens, hier biegt die Arizona State Route 67 ab – eine Art Geheimtipp. Nach 49 km endet sie am Nordrand des Grand Canyon im gleichnamigen Nationalpark. Leider können wir die Zufahrt zum North Rim nur von Mai bis Oktober nutzen, aber vielleicht beim nächsten Mal. In Serpentinen geht’s nun hinunter ins Tal, und von hier oben können wir schon den langen Weg vor uns sehen. Abenteuer voraus!

Auf unserer Reise geht es nun durch die atemberaubende Landschaft unterhalb des Vermilion Cliffs National Monument. Das ist nicht nur eine Fahrt, das ist ein visuelles Fest! Die majestätischen Felsen ragen über uns auf, und die Farben sind einfach wunderschön.

Und dann kommt der absolute Höhepunkt: die Navajo Bridges, die sich majestätisch über den Marble Canyon schwinen. Wir halten an um diesen tollen Ort zu genießen. Der Parkplatz vor den beiden Brücken bietet die perfekte Gelegenheit, alles in sich aufzusaugen. Die ältere Brücke, die ihre Geschichten seit 1929 erzählt, dient heute nur noch den Fußgängern. Stellt euch vor, wie viele Menschen in all den Jahren über diese historische Brücke gelaufen sind! Das ist wirklich Geschichte, die unter unseren Füßen liegt.

Und dann die neuere Brücke von 1994 – sie übernimmt den ganzen Verkehrstrubel. Zwei Brücken, jede mit ihrer eigenen Zeitgeschichte, und wir stehen mittendrin. 🌟

Die jüngere Brücke sieht wirklich aus wie die ältere Schwester, aber hier geht’s um ganze 66 Jahre Unterschied! Sie mag ähnlich aussehen, aber sie ist das technologische Wunderkind der beiden. Diese Neue hat Power – sogar die dicksten Trucks machen ihr nichts aus.

Und dann der Moment, wenn man von dieser modernen Brücke in den Abgrund des Marble Canyons schaut. Der Anblick ist einfach atemberaubend! Die Tiefe des Canyons, die endlose Weite und natürlich der majestätische Colorado River, der sich durch diese beeindruckende Schlucht schlängelt. Da verschlägt es einem wirklich die Sprache. Man fühlt sich klein und ehrfürchtig angesichts dieser Naturpracht.

Jetzt geht es weiter auf der 89 gen Süden. Letztes Jahr hatten wir schon versucht, zum Blue Canyon zu kommen, sind aber schon am Anfang der unbefestigten Straße gescheitert. Hoffentlich haben wir heute mehr Glück!

Unser nächster Halt: Tuba City. Hier machen wir einen kurzen Zwischenstopp bei McDonald’s, um uns zu stärken, bevor es weitergeht auf der 160 gen Norden.

An der Red Lake Trading Post, in der Nähe von Tonalea, einer echt kleinen Siedlung, nehmen wir die nördliche Einfahrt. Auf der Indian Route 21 fahren wir gen Süden, bis sie auf die Indian Route 7 trifft. Nach etwa 15 Meilen sind wir endlich am Blue Canyon angekommen.

Und jetzt kommt der spannende Teil: Es gibt so viele Geschichten über den Besuch des Blue Canyons. Immer wieder steht geschrieben, dass man den Blue Canyon nur mit einem Permit besuchen zu darf. Auf den Backroads sind wir ganz alleine unterwegs, abgesehen von ein paar Kühen und einem neugierigen Coyoten. Kein anderes Fahrzeug kommt uns entgegen. Kein Mensch in Sicht – außer uns natürlich. Die Frage ist: Wo sollten wir überhaupt ein Permit bekommen und wem sollen wir es vorweisen? 🤔

Die Straße ist eingermaßen gut zu befahren, aber dieses harte und trockene Washboard schüttelt uns ganz schön durch. Es ist schwer zu glauben, dass ein bisschen Regen aus diesem scheinbar festen Belag eine völlig unpassierbare Straße machen kann.

Jetzt sind wir auf einer Anhöhe und können schon in der Ferne den Blue Canyon erblicken. Aber warum um alles in der Welt nennt man diesen Canyon „Blue Canyon“? Das bleibt zunächst ein Rätsel, denn alles, was wir sehen, sind weiße und rote Felsen, aber von Blau keine Spur. Es ist wirklich erstaunlich. Erst wenn man den Canyon von oben betrachtet, zum Beispiel auf Google Earth, wird klar, dass er von einer blauen Schicht bedeckt ist. Das ist so ein Detail, das die Natur manchmal erst auf den zweiten Blick preisgibt.

Mit dem Auto können wir fast bis zum Ziel vorfahren – super bequem! Die beste Zeit zum Fotografieren ist definitiv am Nachmittag, wenn die Sonne die Zipfelmützen der Felsen schön anstrahlt. Wir haben zwar den perfekten Zeitpunkt erwischt, aber das Wetter macht nicht so mit. Der Himmel ist leider trüb statt strahlend blau. Na ja, egal – der Canyon mit seinen Zipfelmützen-Hoodoos sieht trotzdem fantastisch aus! 📸

Wir machen eine ordentliche Wanderung durch den Canyon und sind einfach beeindruckt von den verschiedenen Gesteinsformationen. Echt krass, was die Natur hier so gezaubert hat! Das absolute Highlight ist wohl das berühmte Fotomotiv „The Five Padres“. Leider haben nur noch 2 der 5 Padres ihre roten Mützchen auf. Die anderen liegen unten auf dem Boden. Schade, aber hey, immerhin haben wir die majestätische Schönheit dieses Ortes in vollen Zügen genossen!

Nach einer Fotomarathon-Session machen wir uns auf den Rückweg zum Highway. Zurück auf der 160, spüren wir den festen Asphalt unter den Rädern, während wir Richtung Tuba City rollen. Von dort geht’s auf der 264 gen Süden zum Coalmine Canyon.

Letztes Jahr haben uns die schlechten Straßenverhältnisse zum Upper Coalmine Canyon geführt. Heute nehmen wir die andere Seite in Angriff: den Lower Coalmine Canyon. Auf der 264 fahren wir etwa 20 Meilen, biegen kurz vor Milepost 337 links auf die Dirt Road ab. Die Gegend hier sieht so unscheinbar aus, dass man sich kaum vorstellen kann, dass hier etwas Beeindruckendes versteckt ist.

Schon von Weitem sehen wir das riesige Windrad, das nur wenige Meter vom Canyonrand entfernt steht. Wir sind auf dem richtigen Weg… Nach 2,5 Meilen auf der staubigen Piste erreichen wir einen Canyon von unglaublicher Größe.

Die Navajo-Bezeichnung für diesen Canyon ist Honoo Jí, was so viel wie „Sägezahn“ oder „gezacktes Land“ bedeutet. Ein anderer Name, den man findet, ist Leejin haageed, was so viel heißt wie „Ort, an dem Kohle abgebaut wird“. Wir parken das Auto und nach einigen Schritten stehen wir an einer Abbruchkante und schauen in die Tiefe.

Ganz unten erkennen wir die Badlands, umgeben von hohen Felsnadeln. Die Aussicht in den Canyon ist einfach atemberaubend. Überall sehen wir Felstürme und -zacken in Weiß, Gelb, Rot und Braun. Im Hintergrund des Canyons erstrecken sich rot-weiß gestreifte Tafelberge. Unglaublich viele Fotos später fällt uns der Abschied schwer, aber wir machen uns auf den Rückweg. Der Anblick bleibt uns noch lange im Gedächtnis. 📷

Es ist mittlerweile 14 Uhr, und der kleine Hunger meldet sich. Bis zur Cameron Trading Post sind es noch knapp 50 Meilen. Dort haben wir uns vorgenommen, für einen späten Lunch anzuhalten, und um 15 Uhr rollen wir vor.

Durch den gigantischen Souvenir-Shop geht es direkt zu dem ebenso großen Restaurant. Meine Befürchtung, hier aufgrund des erwarteten Touristenansturms nur „schnell abgefertigt“ zu werden, erweist sich zum Glück als unbegründet. Unser Kellner ist unglaublich nett, und das Essen – ich hatte einen Navajo Burger mit Fried Bred – ist einfach fantastisch!

Die Cameron Trading Post entpuppt sich nicht nur als kulinarischer Glücksgriff, sondern auch als echtes Juwel für Souvenirs. Es gibt so viele einzigartige Stücke, dass wir fast die Zeit vergessen. Nach einem entspannten Essen und einer kurzen Shopping-Tour geht es gestärkt und mit neuen Schätzen im Gepäck weiter auf unserer Reise. 🛍️

Nach dem leckeren Lunch haben wir uns noch eine Weile im Shop umgeschaut. T-Shirts, handgewebte Decken, beeindruckende Gemälde, wunderschöner Schmuck, meisterhafte Lederarbeiten, Pfeil und Bogen, und sogar Christbaumschmuck und Magnetsticker – hier gibt es einfach alles, was man braucht (oder auch nicht). Ich schaffe es tatsächlich, den Shop nur mit fünf Postkarten zu verlassen.

Unser ursprünglicher Plan war, direkt gen Süden weiterzufahren, aber da Benni den Grand Canyon noch nie gesehen hat, können wir ihm dieses Naturwunder einfach nicht vorenthalten. Also ändern wir kurzerhand die Route.

Von der Cameron Trading Post bis zum Desert View Watchtower im Grand Canyon National Park sind es ungefähr 1,5 Stunden Fahrt. Am Watchtower angekommen, können wir endlich den ersten Blick in den spektakulären Canyon werfen.

Aber wir wollen erstmal weiter. Unser Ziel ist der Hopi Point, denn dort soll der Sonnenuntergang am schönsten sein.

Es gestaltet sich gar nicht so einfach, bei der Bright Angel Lodge einen Parkplatz zu ergattern. Wir müssen ein wenig abseits parken, laufen zurück und schnappen uns den kostenlosen Shuttle-Bus zum Hopi Point. Um 18 Uhr kommen wir dort an.

Die Wetterbedingungen sind perfekt, und der Sonnenuntergang enttäuscht nicht. Kaum verschwindet die Sonne hinter dem Canyon-Rand, rollen auch schon zahlreiche Shuttle-Busse an, um die Besucher zurück ins Village zu bringen.

Wir haben keine Lust auf die überfüllten Busse und entscheiden uns dafür, den Weg zurück zu laufen. Im Moment ist es noch hell genug, und falls es doch zu dunkel wird, haben wir ja unsere Taschenlampen im Gepäck.

Der Trail ist leer, und wir benötigen für die knapp zwei Meilen etwas mehr als 30 Minuten. Die letzten 10 Minuten laufen wir in kompletter Dunkelheit, nur mit dem Licht unserer Taschenlampen. In der Ferne sehen wir unten im Canyon ebenfalls Lichter von anderen Wanderern.

Um 19.30 Uhr sind wir wieder am Auto. Wir haben für die Nacht Zimmer in Tusayan gebucht, einem kleinen Ort direkt vor den Toren des Nationalparks. Die Fahrt dorthin dauert gerade mal 20 Minuten. Da wir noch Proviant übrig haben, entscheiden wir uns dafür, einfach im Zimmer noch eine Kleinigkeit zu essen. Morgen wollen wir früh raus – schließlich wollen wir zum Sonnenaufgang wieder im Canyon sein.

Das Einchecken hatte noch eine lustige Geschichte parat. Ich hatte zwei Zimmer reserviert, eins davon auf Benni’s Namen. Die arme Mitarbeiterin an der Rezeption hatte ihre liebe Mühe, den Namen „Katzbichler“ auszusprechen. Zugegeben, für einen Amerikaner ist das sicherlich keine leichte Aufgabe. Irgendwann sagte sie dann etwas, das sich wie „Cat-Bitch“ anhörte, und sie konnte es selbst kaum fassen, was da über ihre Lippen kam.

Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen und meinte, sie könne es ruhig so aussprechen, da „Katz“ tatsächlich so etwas wie „Cat“ bedeuten würde. Irgendwo muss bei meiner Erklärung der Übersetzung wohl etwas schiefgegangen sein, denn plötzlich brach sie in Gelächter aus und sagte: „Like Pussy-Cat? So, I can call him ‚Pussy-Bitch‘?“ Wir lachten beide herzhaft, und was soll ich sagen – ein neuer Spitzname war geboren. 😂

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