Der Dempster Highway: Zertifikate, eine Iglu Kirche und zwei Grizzlys

Der Tag beginnt früh, um 6 Uhr. Unsere Augen öffnen sich, und wir können die Vorfreude auf das Abenteuer kaum zurückhalten. Das erste, was wir tun, ist ein ausgiebiges Frühstück zu genießen. Draußen wird es langsam heller, doch leider zieht eine dichte Wolkendecke über dem majestätischen Arctic Ocean auf. Doch hey, wir sind am Polarmeer angekommen, und das allein ist schon ein Grund zur Freude! Ich kann es immer noch kaum glauben, dass wir es bis hierher geschafft haben.

Unsere Neugier und der Drang, dieses einzigartige Erlebnis in vollen Zügen zu genießen, lassen uns nicht zögern. Wir machen uns auf den Weg zum äußersten Ende von „The Point“. Hier, wo die Wildnis die Zivilisation trifft, ziehen wir unsere Schuhe und Socken aus. Mein Herz rast, als ich den ersten Schritt in das eiskalte Wasser des arktischen Ozeans wage. Man tut schließlich so einiges für ein kleines Stück Papier und die Erinnerung an diesen einzigartigen Augenblick.

Stefan schließt sich meinem mutigen Vorstoß an und steigt in das kalte Nass. Wir sind jetzt offiziell Teil des exklusiven „Zeh-in-das-saukalte-Meer-stecker“ Clubs. Selbstverständlich wird dieses Zertifikat einen Ehrenplatz in unserem Zuhause bekommen – schließlich haben wir uns das verdient! 📜

Einige atemberaubende Fotos später machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Camper. Wir räumen schnell unsere Sachen zusammen und machen uns reisefertig. Bevor wir die kleine Ortschaft Tuk, liebevoll von ihren Bewohnern „Tuk“ genannt, verlassen, machen wir noch einen Abstecher durch das faszinierende Durcheinander von „Downtown“. Hier scheint Stadtplanung ein Fremdwort zu sein, und Wohnhäuser, Kirchen, Fahrzeuge und sogar Müll verteilen sich wild zwischen dem Arctic Ocean und kleinen Seen.

Schon um 8:30 Uhr sind wir bereit, unsere Reise gen Süden anzutreten. Wir fahren durch die makellose Weite der Tuk Plains, die sich vor uns erstreckt. Hier, mitten in der Wildnis der Arktis, machen wir Halt, um einige der imposanten Pingos zu fotografieren. Dann entscheiden wir uns, unsere Drohne aufsteigen zu lassen, um die erstaunliche Landschaft aus der Vogelperspektive einzufangen.

Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass es für Touristen in Kanada seit letztem Jahr recht kompliziert geworden ist, eine Drohne zu fliegen. Im Grunde ist es verboten, aber man kann eine Sondergenehmigung beantragen.

Die entsprechende Internetseite sieht kompliziert aus – aber ich kämpfte mich durch. Nach dem Ausfüllen von einigen Online Formularen bekam ich dann anstatt der automatischen Antworten eine Antwort von einem „richtigen“ Menschen. Sandeep, ein Civil Aviation Safety Inspector wollte noch ein paar Details wissen, insbesondere warum ich überhaupt mit einer Drohne rumfliegen möchte.

Ich sendete ihm einen Link zu dieser Internetseite und erklärte ihm, dass es mir lediglich um ein paar Fotos von oben ginge, die ich in meinem Reiseblog über das schöne Kanada verwenden möchte. Ich versichere ihm lediglich im Yukon und den Northwest Territories zu fotografieren und keineswegs daran interessiert bin wilde Flüge mit der Drohne zu machen. Rauf – fotografieren – runter. Mehr nicht.

Sandeep schrieb mir recht schnell zurück. Ich würde eine Genehmigung bekommen, wenn ich einen Nachweis über Flug- und Sicherheitskenntnisse aus meinem Heimatland vorlegen könnte.

Auch das war schnell erledigt. Beim „Deutscher Modellflieger Verband e. V.“ Ist es möglich online einen entsprechenden Test zu absolvieren. Der Test war gut zu bewältigen. Es handelte sich lediglich um rund 25 Fragen, bei denen die richtige Antwort angeklickt werden sollte. Dann mit Paypal schnell noch 25 € bezahlen und ich konnte die Bescheinigung herunterladen.

Nur einen Tag später bekam ich von Sandeep mein „Special Flight Authotization Certificate. Ich bin jetzt offiziell zugelassener Drohnenpilot. Klasse! Nach einigem bürokratischem Hin und Her erhielt ich schließlich die ersehnte Genehmigung.

Dann plötzlich erfasste ein Windstoß die kleine Drohne und sie flog einfach in die komplett entgegengesetzte Richtung als ich sie lenkte. Ach herrje – ich sah schon 1.400 € im Mackenzie absaufen. Ich drückte Stefan schnell das Steuerungs-Pad hin und rief: „Mach was!“ Soll er doch Schuld sein, wenn das gute Stück abstürzt.

Stefan konnte die Drohne sanft und unbeschadet landen. Puhhhhh – das war knapp! Noch einmal zur Erinnerung: ICH(!) bin der zertifizierte Drohnenpilot. Halt nur solange das Fluggerät macht was ich will. Bei Komplikationen gebe ich dann gerne ab. Aber es ist natürlich durchaus legitim wenn der Captain Aufgaben delegiert. 😅

Die Wolken haben sich inzwischen verzogen, und wir können endlich viele Fotos von der atemberaubenden Landschaft machen. Unsere Reise setzt sich fort, begleitet von bestem Wetter und staubigen Straßen.

Auf unserem Weg begegnen wir immer wieder Straßenbaufahrzeugen, die den Highway in Schuss halten. Doch merkwürdigerweise finden wir uns jedes Mal in einer riesigen Staubwolke wieder, wenn uns ein Fahrzeug entgegenkommt. Wir hoffen, dass unsere Windschutzscheibe den anschließenden Meteoritensturm überleben wird, der uns zu erwarten scheint.

Wir setzen unsere Reise auf der jungen Schotterstraße fort, die uns durch die flache Landschaft und an zahlreichen Seen vorbeiführt. Gelegentlich ragt ein Pingo majestätisch in die Höhe. Dann verabschieden wir uns von den Seen und fahren durch den dichten borealen Nadelwald. Obwohl es sich kaum „Wald“ nennen lässt, wirken die dünnen Schwarzfichten rätselhaft und mystisch, während sie scheinbar krüppelig und schief aus der flachen Landschaft emporragen.

Gegen 11:30 Uhr erreichen wir endlich das charmante Inuvik, eine Stadt, die uns schon gestern nur kurz als Mittagspause gedient hatte. Diesmal nehmen wir uns vor, die Stadt etwas genauer zu erkunden, und es gibt so viel Spannendes zu entdecken.

Unser erster Stopp führt uns zum Visitor Center, wo wir mit Freude feststellen, dass wir als echte Arctic-Reisende gleich noch zwei Urkunden erhalten. Eine freundliche Mitarbeiterin empfiehlt uns außerdem, das Town Office zu besuchen. Wenn wir uns dort ins Gästebuch eintragen, winken uns zwei weitere Pins der Stadt. Die Vorfreude auf diese kleinen Souvenirs steigt, und wir können es kaum erwarten, die nächsten Abenteuer anzugehen. 📜📍

Unser Spaziergang durch Inuvik führt uns durch eine faszinierende Stadt. Inuvik ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Die Tatsache, dass die Stadt auf dem gefrorenen Permafrostboden der Arktis erbaut wurde, macht sie zu einem wahren Meisterwerk der Ingenieurskunst. Hier stehen alle Gebäude auf Pfählen, und die Häuser erstrahlen in den buntesten Farben. Wasser- und Kanalisationssysteme mussten oberirdisch verlegt werden, um den gefürchteten Permafrost vor dem Auftauen zu bewahren und ein Schieflage der Gebäude zu verhindern. Das Resultat ist beeindruckend, und wir sind fasziniert von diesem Ort. Die sogenannten „Utilidors“ verlaufen durch die ganze Stadt und verbinden die meisten Gebäude miteinander.

Ein ganz besonderes Highlight in Inuvik ist die schneeweiße „Iglu-Kirche“ (Our Lady of Victory Catholic Church), die das Stadtbild prägt. Leider sind die Türen verschlossen, aber das hindert uns nicht daran, von außen einige eindrucksvolle Fotos zu schießen. Die gute Laune und die Begeisterung für diesen Ort sind förmlich greifbar.

Nach dem kleinen Rundgang knurrt unser Magen, und wir beschließen, uns gegenüber der Iglu-Kirche im Mackenzie Hotel im Mackenzie Grill niederzulassen. Hier lassen wir uns mit Pasta und Burgern verwöhnen, und die gute Stimmung steigt mit jedem Bissen.

IUnsere Erkundung führt uns auch in den „North Mart“, einen Supermarkt, der von Milch bis hin zu Schneemobilen so ziemlich alles zu bieten hat. Hier staunen wir allerdings über die recht hohen Preise. Es überrascht uns kaum, schließlich legen die Produkte einen langen Weg zurück, um hier in den Regalen zu landen. Die Preisschilder sorgen für ein Schmunzeln, und wir erkennen den Wert der Waren, die hier herangeschafft werden müssen. 🛒

Gegen 13:30 Uhr verlassen wir schließlich Inuvik mit dem Ziel, möglicherweise bis nach Eagle Plains zu fahren. Die Spannung steigt, und wir sind gespannt, ob uns dieses Abenteuer gelingen wird. Die Straße ruft, und wir sind bereit für neue Erlebnisse! Die Vorfreude und die gute Laune begleiten uns und wir sind bereit, jeden Moment in vollen Zügen zu genießen.

Die Fahrt bis zur ersten Fähre verlief beinahe wie im Zeitraffer auf diesen endlos geraden Straßenabschnitten. Ein Gefühl von Freiheit und Abenteuer durchströmte uns, als wir den Motor unseres Campers in vollen Zügen genossen. Die Straße erstreckte sich wie ein Band in die unendliche Weite, und ab und zu kam uns ein majestätischer Laster entgegen, der uns mit Staub einnebelte. Doch nichts konnte unsere gute Laune trüben, während wir dieses unberührte Land durchquerten.

Auf der ersten MV Louis Cardinal Ferry, die wir ganz für uns allein hatten, setzten wir unsere Reise problemlos fort. Der Fluss glitzerte in der Sonne, und wir genossen den Moment, während die Fähre über das Wasser glitt. Es fühlte sich an, als würden wir die Grenze zwischen der Zivilisation und der Wildnis überqueren.

Auch auf dem Weg zur zweiten Fähre gab es keine nennenswerten Schwierigkeiten. Unsere Abenteuerlust wurde immer stärker, als wir die malerische Landschaft genossen. Die Straßen schlängelten sich durch die atemberaubende Wildnis, und wir waren voller Vorfreude auf das, was uns noch bevorstand. Die Natur zeigte sich von ihrer besten Seite, und wir konnten kaum fassen, wie glücklich wir uns schätzen durften, diesen einzigartigen Ort zu bereisen.

Erstaunlicherweise boten sich auf dem Rückweg völlig neue Aussichten, als hätten sich die Landschaften seit unserer Hinfahrt komplett verwandelt. Die Straßen, die wir zuvor befahren hatten, enthüllten nun verblüffend andere Facetten. Unsere Reise führte uns gemütlich vorwärts, und wir nahmen uns die Zeit, immer wieder anzuhalten, um atemberaubende Fotos zu machen. Wir konnten es kaum glauben, dass das Wetter immer noch auf unserer Seite war, und wir genossen die strahlende Sonne und den wolkenlosen Himmel. 🌞📷

Wir waren voller Vorfreude auf die Abenteuer, die uns auf dem Rückweg noch bevorstanden, und unsere gute Laune kannte keine Grenzen. Unser Weg führte uns durch die faszinierende kanadische Wildnis, und wir waren bereit, sie in all ihrer Pracht zu erkunden

Kurz nachdem wir die Grenze zum Yukon passiert hatten, konnten wir in weiter Entfernung einen majestätischen Grizzly-Bären erspähen! Die Aufregung in unserem Camper war förmlich greifbar. Ich sprang aus dem Fahrzeug und griff zur Kamera, um Fotos von diesem imposanten Geschöpf zu schießen. Ja, der Bär war noch weit entfernt, aber es war ein besonderer Moment. Unsere erste Sichtung eines Grizzly-Bären! 📸🐻

Wir beobachteten den Bären in seiner natürlichen Umgebung und genossen diesen magischen Augenblick. Die Wildnis des Yukon schenkte uns ein unvergessliches Erlebnis, und die erste Begegnung mit einem Grizzly-Bären wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Als wir den Arctic Circle Parkplatz passierten, konnten wir erneut die fünf Wohnmobile der begeisterten asiatischen Reisegruppe erspähen, die uns bereits am Arctic Ocean so neugierig fotografieren wollte. Sie waren geradezu aufgeregt und rannten auf dem Parkplatz herum, als würden sie jedes Staubkorn in dieser faszinierenden Umgebung festhalten wollen. Glücklicherweise hatten wir gestern bereits unsere Fotos gemacht und konnten die Situation entspannt passieren lassen. Unsere Erinnerungen an den Arctic Ocean waren bereits festgehalten. 📷

Doch nur wenige Kilometer weiter erwartete uns ein weiteres aufregendes Abenteuer. Wir entdeckten einen weiteren Grizzly-Bären, der sich diesmal direkt in der Nähe des Highways aufhielt. Schnell drehten wir unseren Camper und hielten auf Augenhöhe mit dem imposanten Tier an. Der Bär schien sich überhaupt nicht für unsere Anwesenheit zu interessieren, sodass wir die Gelegenheit nutzten, um noch mehr eindrucksvolle Bären-Fotos zu machen. 🐻📸

Ich bin überglücklich! Uns bleiben noch knapp 20 Kilometer bis Eagle Plains, und langsam wird es bereits dunkel. Es wird Zeit, ein gemütliches Plätzchen für die Nacht zu finden.

Gegen 20 Uhr erreichen wir schließlich Eagle Plains, und ich entscheide mich, für 20 Dollar einen Stellplatz auf dem örtlichen Campingplatz zu buchen. Das Beste daran: Jede Campsite verfügt über eine Firepit – perfekt, um unsere Ribeye-Steaks zu grillen. Doch oh Schreck! Wir haben kein Feuerholz dabei. Glücklicherweise eilt uns der freundliche Nachbar auf dem Campingplatz zur Hilfe. Er hat einen ganzen Stapel Holz und braucht ihn nicht mehr. So ist unser Abendessen gerettet.

Und so sitzen wir eine halbe Stunde später bei Bier und Steak in unserer Mini-Wohnung und erfüllen uns gegenseitig den Traum, den Dempster Highway bis zum Ende zu fahren – und das auch noch ohne eine einzige Reifenpanne bislang!

Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht – schließlich liegen noch 370 Kilometer des Dempster Highways vor uns. Diese werden wir morgen in Angriff nehmen. Doch heute Abend lassen wir uns von unserer Freude und den köstlichen Ribeye-Steaks den Abend versüßen.

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