Tuktoyaktuk: Am Ende der Welt, wo das Polarmeer beginnt

Guten Morgen, ihr begeisterten Frühaufsteher! Der Tag erwacht mit einer Energie, die uns förmlich anspringt. Schon um 7 Uhr wirbelt Stefan in unserer kleinen Küche herum und verwandelt sie in ein Frühstücks-Wunderland.

Unser Boondocking-Platz, der sich an diesem verträumten Wasserloch befindet (wir könnten es See nennen, aber das wäre wohl etwas übertrieben), erweist sich als Geheimtipp für den perfekten Sonnenaufgang. 🌅 Die Dämmerung erstrahlt in wilden Rot- und Orangetönen, die die Himmelsszene mit Farben explodieren lassen, während sich die Wolken auf magische Weise im spiegelglatten Wasser spiegeln.

Und wisst ihr, was das Allerbeste daran ist? Dieses Naturschauspiel kostet uns keinen Cent. Die Natur beschenkt uns mit ihrer Schönheit, und wir sind einfach nur überwältigt! 😍

Um 8:30 Uhr sind wir dann bereit für das nächste Abenteuer: Eagle Plains ruft! Mit unserem Truck Camper surft Stefan mit einer Mischung aus Spannung und Ehrfurcht über die Wellen des Dempster Highway. Die Straße mag zwar holprig sein, aber das kann unsere Stimmung nicht trüben.

Plötzlich jedoch bleibt unser Herz stehen, als ein riesiger Elch-Bulle sich mitten auf der Straße postiert und keinen Millimeter beiseite weicht. Was für ein einzigartiges Fotomotiv! 🦌📸

Nachdem wir eine ausgedehnte Fotosession mit unserem tierischen Freund veranstaltet haben, entscheidet sich der Elch schließlich, uns die Straße zurückzugeben und verzieht sich gemächlich in die Wildnis.

Unsere Reise führt uns weiter auf dem Dempster Highway, der uns über den Windy Pass Summit in eine fast mondähnliche Landschaft führt, geprägt von kegelförmigen, baumlosen Bergkuppen. Bei Kilometer 245 erwartet uns der „Seven-Mile-Hill“, eine abenteuerliche 300-Meter-Auffahrt zum Eagle Plain Plateau.

Am Ogilvie Ridge Viewpoint legen wir eine Pause ein, um das beeindruckende Panorama der Richardson Mountains zu bewundern. Die Luft ist noch leicht vernebelt, aber wir hoffen auf einen klaren Blick auf dem Rückweg.

Schließlich erreichen wir bei Kilometer 370 „Eagle Plains“, das sich mit Stolz als „Oase inmitten der Wildnis“ bezeichnet. Und lasst euch gesagt sein, das ist alles andere als übertrieben – es gibt hier buchstäblich weit und breit nichts anderes!

Eagle Plains bietet ein Hotel mit 32 gemütlichen Betten, ein Restaurant, das sich auf üppige Burger spezialisiert hat, eine Tankstelle mit einer merkwürdigen Zapfanlage, die mit keiner herkömmlichen Zapfsäule zu vergleichen ist, und sogar eine Werkstatt, in der ganze Trucks repariert werden können. Natürlich dürfen wir den Campingplatz und den Waschsalon nicht vergessen.

Wir beginnen unseren Aufenthalt in Eagle Plains, indem wir unseren Truck auftanken, und es scheint, als hätten die Ingenieure hier eine Zapfanlage aus einer anderen Welt erschaffen. Nachdem unser Durst nach Abenteuer gestillt ist, betreten wir das geräumige Restaurant und bestellen köstliche Sandwiches. Das Beste? Wir gönnen uns das „Guest-Wifi“ für schlappe 5 Dollar und sind online, mitten im Nirgendwo! 💻

Um 13:00 Uhr verlassen wir schließlich Eagle Plains und fahren weitere 40 Kilometer, bis wir den Arctic Circle erreichen. Versteht ihr, was für ein unglaublicher Moment das war, als wir schließlich den Arctic Circle Point auf dem Dempster Highway erreichten? Dieser besondere Punkt markiert den 66. Breitengrad und bedeutet, dass wir offiziell die Arktis erreicht haben!

Die Schautafel am Arctic Circle Point erzählte von der Bedeutung dieses Ortes. Sie erinnerte uns daran, dass wir uns an einem der nördlichsten Punkte der Welt befanden, wo die Temperaturen extrem niedrig sein können und die Tage im Winter extrem kurz sind. Hier trafen wir auf die scheinbar unendliche Weite der Arktis, die mit ihrer faszinierenden Wildnis und ihrem rauen Charme lockte.

Unsere Kamera klickte unermüdlich, als wir das beeindruckenden Schild, das den Arctic Circle markierte fotografiert haben. Wir wollten diesen besonderen Moment für immer festhalten. 📸

Een. Und all das lag vor uns, nur eine Straßenbiegung entfernt.

Am Arctic Circle Point fühlten wir uns winzig inmitten dieser majestätischen Wildnis, und doch strotzten wir vor Abenteuerlust und Vorfreude was wir heute noch alles sehen und erleben werden.

Nachdem wir noch ein paar Selfies gemacht haben, rütteln wir unseren Truck auf der Schotterpiste weiter gen Norden. Unsere Straßenphilosophie: Meistens fahren wir in der Mitte, und nur bei den wenigen Fahrzeugen, die uns auf den 400 Kilometern entgegenkommen, weichen wir auf die rechte Fahrbahnseite aus.

Nach weiteren aufregenden 1,5 Stunden Fahrt, erreichten wir bei Kilometer 456 ein aufregendes Schild, das uns die Grenze der Northwest Territories ankündigte. Die grünen Hinweisschilder, die uns im Yukon begleitet hatten, verwandelten sich nun in strahlendes Blau, als wir die Northwest Territories erreichten. Die Kilometer-Marker begannen bei Null, und wir wussten, dass wir uns in einem neuen Bundesstaat befanden.

Aber das war noch nicht alles! Ab diesem Punkt galt die Mountain Standard Time, was bedeutete, dass wir unsere Uhren um eine Stunde vorstellen mussten. Als ob das in dieser abgelegenen Wildnis überhaupt von Bedeutung wäre!

Ihr fragt euch vielleicht, was für verrückte Abenteurer sich dazu entscheiden, ihren Urlaub auf einer staubigen Schotterpiste zu verbringen, aber die Antwort ist ziemlich einfach: Der Dempster Highway führte uns durch eine der spektakulärsten Landschaften der Welt.

Der Highway folgte dem Motto: „Keep going – Schwierige Wege führen oft zu wunderschönen Zielen.“ Und so fanden wir uns auf einer Straße wieder, die sich durch Gebirge mit namenlosen Gipfeln wand, durch violette und rostrote Spätsommertundra, ohne einen Menschen in Sicht, ohne Tiere und ohne andere Fahrzeuge – nur die faszinierende Stille, die uns umgab.

Es fühlte sich an, als würden wir am Ende der Welt entlangfahren oder sogar durch Mittelerde selbst reisen. Die Magie dieser Umgebung war einfach überwältigend! 🏔️🍂

Ab und zu konnte man am Horizont eine mächtige Staubwolke aufsteigen sehen, die sich langsam näherte und schließlich ein entgegenkommendes Fahrzeug ausspuckte. Wir mussten kurz warten, bis sich der Staub verzogen hatte, um dann mit halbwegs klarer Sicht weiterzufahren.

Gegen 16:40 Uhr erreichten wir die Peel River Ferry. Vor zwei Jahren hatten wir hier unsere Reise abbrechen müssen, da die Strömung zu stark war, um die Fähre zu benutzen. Doch dieses Mal sah alles vielversprechend aus. Die Fähre brachte uns in weniger als fünf Minuten auf die andere Seite.

Nur 10 Kilometer weiter erreichten wir Fort McPherson. Dieser Ort war im Wesentlichen ein Indianerdorf, in dem weniger als 1000 Menschen lebten. Berühmt war der Friedhof, auf dem die legendäre Lost Patrol begraben lag. Vor über 100 Jahren, im Dezember 1910, hatten sich Inspector Fitzgerald und drei weitere Mounties aufgemacht, um eine Patrouillenfahrt nach Dawson City zu unternehmen – ganze 475 Kilometer mit dem Hundeschlitten.

Auf dem Rückweg verloren sie aufgrund extremer Kälte und hohem Schnee den Weg und starben an Hunger und Kälte. Der berühmte Corporal Dempster, nach dem der heutige Highway benannt wurde, fand sie nur etwa 25 Kilometer von Fort McPherson entfernt.

Jeder hier im Norden kannte die Geschichte der Lost Patrol, und der Friedhof erinnerte an diese tragische Geschichte. Wir beschlossen, uns eine ausführlichere Erkundung für die Rückfahrt aufzuheben. 🚗🏞️

Unsere Reise ging weiter, und nach weiteren 55 Kilometern erreichten wir die nächste Fähre, die uns über den mächtigen McKenzie River bringen sollte. Doch wir wurden überrascht, als der Fährmann uns fragte, wohin wir wollten. Na klar, über den Fluss!

Erst als die Fähre in Bewegung war, wurde uns klar, dass es einen weiteren Zwischenstopp gab – nämlich in Tsiigehtchic. Diese kleine Indianersiedlung, in der immer noch etwa 150 Ureinwohner hauptsächlich vom Jagen, Fischen und Fallenstellen leben, ist nur mit der Fähre zu erreichen.

Bei Kilometer 272 erreichten wir schließlich Inuvik, Kanadas größte Stadt nördlich des Polarkreises. Inuvik, am Rande des Mackenzie Delta gelegen und knapp 100 Kilometer südlich der Beaufortsee, beheimatet derzeit 3.485 Einwohner.

Obwohl es in dieser Stadt sicherlich viele Sehenswürdigkeiten gab, beschlossen wir, sie für einen anderen Tag aufzusparen. Aber das Abendessen, das würden wir uns nicht entgehen lassen. Unser Ziel war Alestines, und wir parkten unseren Truck Camper gegenüber des kleinen Restaurants. Es war inzwischen fast 19 Uhr, und wir konnten es kaum erwarten, die Köstlichkeiten zu kosten.

Alestines erwies sich als entzückendes kleines Restaurant. Das Besondere daran? Die Küche befand sich in einem umgebauten Schulbus! 🚌

Im Gastraum, der an ein Gartenhaus erinnerte, gab es gerade mal drei Tische. Aber das war noch nicht alles – man konnte auch auf der Veranda oder sogar auf dem Dach des Busses im „Eagles Nest“ sitzen. Wir entschieden uns für einen gemütlichen Platz drinnen und bestellten uns Bison Burger und Pepsi, in Vorfreude auf ein schmackhaftes Abendessen. 🍔🥤

Gut gestärkt machten wir uns auf den Weg nach Tuktoyaktuk. Die Sonne sollte dort gegen 21:49 Uhr untergehen, und wir wollten sicherstellen, rechtzeitig anzukommen.

Nun, wo zum Teufel liegt Tuktoyaktuk? Am Ende der Welt! Und seit dem letzten Jahr führte eine neue Straße über 138 Kilometer von Inuvik nach Tuktoyaktuk an der Beaufortsee. Für uns war das der ultimative Roadtrip.

Diese neue Straße wurde unter extremen Bedingungen in einem unerschlossenen Gebiet erbaut, das hauptsächlich von zugefrorenen Seen und Flüssen geprägt ist. Sie ruhte auf einem etwa 2 Meter dicken Schotterbett, um den empfindlichen Untergrund aus Eis, Sediment und Permafrost zu schützen und der Straße die nötige Stabilität zu verleihen.

Nachdem wir Inuvik verlassen hatten, wurde das Gefühl, ans Ende der Welt zu fahren, mit jeder Minute stärker. Nichts bewegte sich in der spärlich bewachsenen Tundra, und es schien so, als würde diese Einsamkeit bis zum Horizont andauern. 🌄

Nach knapp 2,5 Stunden Fahrt, jetzt kurz vor 22 Uhr, erreichten wir endlich das Land der Pingos. Pingos sind spärlich bewachsene Erhebungen mit einem schmelzenden und sich immer wieder erneuernden Eiskern. Auf dem Weg nach Tuktoyaktuk konnte man sie als vorgelagerte Inseln oder Hügel wahrnehmen, von denen der höchste knapp 50 Meter hoch ist. Über 1.300 Pingos „wachsen“ hier, bis sie irgendwann wie ein Geschwür aufbrechen und in sich zusammenfallen.

Die ehemalige Ice-Road, auf der wir uns befanden, sah ordentlich aus, erwies sich aber teilweise als tückisch, da das Kies-Sand-Gemisch so weich war, dass unser schwerer Camper manchmal zu schwimmen schien. Aber das hielt uns nicht auf!

Die Sonne stand nur noch wenige Meter über dem Meer, als wir schließlich in Tuktoyaktuk ankamen. Wir waren gerade rechtzeitig dort, um einige unglaublich schöne Fotos vom Sonnenuntergang und von den beeindruckenden Pingos zu machen. Ein weiterer unvergesslicher Moment auf unserer abenteuerlichen Reise durch die kanadische Wildnis!

Wir haben es tatsächlich geschafft – wir sind in Tuktoyaktuk am Arctic Ocean, am Ende des Dempster Highways angekommen!

Wenn man von Tuktoyaktuk, diesem wildromantischen Fischerdorf am nördlichen Polarmeer, träumt, könnte der erste Anblick ein wenig enttäuschend sein, da man zunächst an einer Müllhalde vorbeifährt. Aber wir ließen uns nicht abschrecken und fuhren weiter durch das kleine Dorf bis ans Ende der Straße, zum sogenannten „The Point,“ von dem aus wir auf den endlosen Ozean blicken konnten. „Wir sind wirklich hier! Wir haben es geschafft!“ Wir waren überwältigt vor Freude.

Tuktoyaktuk, auch liebevoll „Tuk“ genannt, beherbergt etwa 900 Menschen. Hier geht die Sonne vom 19. Mai bis zum 24. Juli nicht unter und vom 28. November bis zum 13. Januar nicht auf. Wir erreichten das Visitor Center am „Point,“ gerade als sie das „Open“ gegen das „Closed“ Schild austauschten. Doch ich konnte noch schnell ins Gebäude huschen und unsere Zertifikate erhalten, die uns als Arktik-Reisende auswiesen.

Die wenigen verfügbaren Parkplätze füllten sich rasch, und es schien, als würde der Tourismus nach Fertigstellung der ganzjährig befahrbaren Straße hier florieren. Wir stellten unseren Camper für die Nacht ab und machten uns auf den kurzen Weg zum Arctic Ocean Schild.

Dort, am äußersten Zipfel der Landzunge, reihten sich fünf Camper von CanaDream auf, alle mit Aufklebern in asiatischen Schriftzeichen. Eine kleine Gruppe Asiaten war damit beschäftigt, sich gegenseitig beim Holzhaken vor dem Schild zu fotografieren. Ich ging auf die Gruppe zu und fragte höflich, ob einer von ihnen vielleicht ein Bild von uns am Schild machen könnte.

Die Männer reagierten äußerst freundlich und schienen regelrecht begeistert zu sein, dass wir sie gefragt hatten. Einer von ihnen übernahm die Aufgabe, die Fotos von uns zu schießen, und hatte dabei großen Spaß daran, uns zu dirigieren, wo wir stehen sollten. Die anderen beiden wechselten zwischen uns und ihrem Freund ab und fotografierten mal uns, mal ihn.

Leider stellten wir am Ende fest, dass die Fotos unscharf waren, aber das war unwichtig. Hauptsache, die Jungs hatten ihren Spaß, und wir lachten uns fast kaputt. Wahrscheinlich sind wir jetzt in irgendeinem chinesischen Fotoalbum mit der Beschriftung: „Hier ist unser Freund, wie er deutsche Touristen fotografiert hat.“

Zurück beim Camper mussten wir feststellen, dass der halbe Dempster durch Tür- und Fensterritzen in unsere kleine Wohnung gewirbelt war. Es blieb uns nichts anderes übrig, als erst einmal sauberzumachen, während wir uns immer wieder über unsere skurrilen Abenteuer am nördlichen Polarmeer amüsierten.

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